Frühe Bilder
Early Pictures



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Dieter Maurer, Claudia Riboni
Wie die Bilder zu den Häusern finden und das Haus ins Bild kommt.
How pictures find houses and the house comes into the picture.
Edition Patrick Frey, Nr. 138, 2013, de/en.
Broschiert, 400 Seiten.
ISBN-13: 978-3905929386

>> Edition Patrick Frey
 
Bilder waren und sind nicht einfach und immer «da». Sie kommen auf, erscheinen, «entstehen» und entwickeln sich. Bilder haben also eine Geschichte und insbesondere auch eine Frühgeschichte. Mit Häusern ist es ähnlich. Wie aber, in diesem Werden, finden die Bilder zu den Häusern, und wie das Haus ins Bild? Und was ist dabei so anschauungswürdig und bedenkenswert? Denn dass sie zueinander gefunden haben, mit "tiefgreifenden" Folgen für beide, steht ausser Frage.

Das vorliegende Buch zeigt dieses Geschehen aus der besonderen Perspektive früher Bilder, wie sie von vielen von uns in den ersten Lebensjahren gezeichnet oder gemalt wurden und die gemeinhin – allerdings mit vielen Missverständnissen, wenn nicht gar mit Unverständnis verbunden – als "Kritzeleien" oder "Kinderzeichnungen" bezeichnet werden.

Im Hintergrund dieser Abhandlung stehen langjährige phänomenologische Untersuchungen früher Bilder in der Ontogenese anhand grosser Bild- und Filmarchive aus sehr verschiedenen Kontexten der Bildproduktion.

Wenn auch die Rollen von Text und Bild nicht ins Gegenteil zu kehren sind, so übernehmen im vorliegenden Buch dennoch die Bilder die Stelle, welche üblicherweise erklärt, und der Text die Stelle, welche üblicherweise illustriert. Die Bilder "tragen" gleichsam das Gewicht der Argumentation, die Texte "erleiden" die Unterwerfung unter den Dienst von Beispielen.

Gleichzeitig verlässt die Publikation den in strengerem Sinne wissenschaftlichen Rahmen und erlaubt sich Freiheit der Form und ästhetisches Empfinden der Zusammenstellung, auch wenn Bilder und Texte in aller Entschiedenheit zeigen und in aller Genauigkeit sagen wollen, was die Forschung zu sehen und zu verstehen erlaubt.

Nachsatz – um Missverständnisse zu vermeiden: Das Buch zeigt keine Ansammlung von "schönen Kinderzeichnungen", sondern Bilder in einer bestimmten Abfolge. Es handelt mit Bildern über Bilder ab, über deren Herkommen und über deren frühe Arten und Fähigkeiten der Repräsentation, "abstrakt" wie "figurativ". Dass die Bilder der Abhandlung von Kindern stammen, hat den ausschliesslichen Grund darin, dass heute die „unterste“ Struktur von Bildern wohl nirgendswo sonst in so direkter und massenhafter Weise einsehbar ist.

"Kinderzeichnungen" ist ein zu ersetzender Begriff, und viele Weisen des Verstehens früher Bilder in der Ontogenese sind zu überwinden. Dazu benötigt es eine entsprechende Anschauung, und zu dieser Anschauung will das Buch beitragen.