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Teil 2 - Fragestellung, Begrifflichkeit und Methode - Merkmalkataloge - Merkmalkatalog für Längsschnittstudien - Feinstruktur - Graphischer Bereich - Formen

2-3-07: Zusammensetzungen

Als Zusammensetzungen werden übergeordnete formale Einheiten bezeichnet, welche als in Einzelformen gegliedert oder als aus ihnen kombiniert interpretiert werden. Für Zusammensetzungen gilt deshalb, dass die Formelemente, aus welchen sie bestehen, benannt werden können und dass sie Teil des graphischen Vokabulars der Einzelformen darstellen. – Ausgenommen bleiben Anordnungen, für welche keine über sie hinausgehende formale Einheiten interpretiert werden, sowie malerische Aspekte. – Zusammensetzungen werden unabhängig und parallel zu den Einzelformen beurteilt.

Zusammensetzungen werden in fünf in sich weiter unterteilte Unterkategorien gegliedert. Ihnen ist eine unspezifische Unterkategorie beigefügt, um zusätzliche Erscheinungen mit einbeziehen zu können:

Verbindungen
Gebilde
Vorformen
Ausformulierte
Kombinationen
Elemente eines Formtyps
Elemente zweier Formtypen
Elemente dreier oder mehrerer Formtypen
Strukturen
Vorformen
Ausformulierte
Muster
Vorformen
Ausformulierte
Mandalas
Andere Zusammensetzungen

Werden (mindestens zwei) verschiedene Einzelformen in einem Linienzug miteinander verbunden, so erhalten die dadurch entstehenden Formen die Bezeichnung Verbindungen. – Ausgenommen bleiben Formen, welche zu den Gebilden gezählt werden.

Den Einzelformen übergeordnete Einheiten mit vager innerer Gliederung oder vager Art der Zusammensetzung werden Gebilde genannt. – Eine Gliederung gilt als vage, wenn die sie beherrschende Regel schlecht bezeichenbar oder in sich vielfältig, aber unsystematisch ist. Eine Zusammensetzung gilt als vage, wenn die Regel der Kombination der Einzelformen schlecht bezeichenbar oder in sich vielfältig, aber unsystematisch ist. – Gebilde werden in zwei Unterkategorien unterteilt:

Deutliche Zusammensetzungen aus Einzelformen, welche eine neue formale Einheit bilden, werden Kombinationen genannt. – Ausgenommen bleiben dabei alle geschlossenen Formen, welche mit Absetzungen oder Zusammenfügungen von Linien ein Quasi-Rechteck, Quasi-Dreieck oder Quasi-Vieleck darstellen (Umrisse der Geschlossenen Einzelformen). Ausgenommen bleiben auch alle Verbindungen, Gebilde, Gliederungen, Strukturen und Muster. Ebenso ausgenommen bleiben alle blossen Anordnungen des Ineinanders abseits von Analogiebildungen (vgl. dazu die Erläuterungen am Ende des Kapitels). – Der Unterschied der Kombinationen zu den Gebilden liegt in der Art der jeweiligen Zusammensetzung, deren verfolgte Regel bei den Ersteren als sehr deutlich, quasi-systematisch und entsprechend leicht bezeichenbar interpretiert wird. – Kombinationen werden in drei Unterkategorien unterteilt, entsprechend den für sie verwendeten Formtypen:

Formzusammensetzungen oder -gliederungen als übergeordnete formale Einheiten, deren Hauptaspekt das auftretende Anordnungs- oder Gliederungsprinzip darstellt, werden Strukturen genannt. – Minimal bilden drei einzelne Exemplare von Einzelformen (eines Typs oder verschiedener Typen) eine Struktur (vgl. beispielsweise «Kamm-», «Leiter-» und «H-Strukturen»). – Mit eingeschlossen sind (im Unterschied zu den Kombinationen) übergeordnete formale Einheiten, bei welchen auch Aspekte der Anordnung Ineinander eine wichtige Rolle spielen (vgl. beispielsweise drei ineinander gezeichnete Kreise). – Ausgenommen bleiben blosse Streuungen und blosse Reihenbildungen. Ausgenommen bleiben auch Strukturanteile, welche vollständig in ein Muster integriert sind. – Bei Analogien muss der graphisch motivierte strukturartige Anteil die analoge Motivation massgeblich übersteigen und eigenständigen Wert besitzen, um als eigenständige Form interpretiert und parallel zu den analogen Aspekten klassifiziert zu werden. – Strukturen werden in zwei Unterkategorien unterteilt:

Formzusammensetzungen oder -anordnungen als übergeordnete formale Einheiten, deren Hauptaspekt das geordnete Wiederholen mit Abwechslungen und Kontrastbildungen von Formelementen oder -gruppierungen oder von Zusammensetzungen darstellt, werden Muster genannt. – Die Farbgebung kann in manchen Fällen zur Betonung der Wiederholung und Abwechslung von Elementen eine ausschlaggebende Rolle einnehmen. – Muster enthalten häufig Strukturen oder Strukturanteile. Letztere erhalten nur dann eine zusätzlich Klassifizierung, wenn sie als ausgeprägter eigenständiger Anteil interpretiert werden. – Muster werden in drei Unterkategorien unterteilt:

Zur Unterscheidung von Struktur und Muster sollen folgende zusätzliche Hinweise dienen: Der Hauptaspekt einer Struktur liegt in der Darstellung eines Anordnungs- und Gliederungsprinzips, derjenige eines Musters hingegen in der Wiederholung mit Abwechslung und Kontrastbildung (oft als «ornamental» bezeichnet). Strukturen sind derart häufig einfarbig. Sie bestehen häufig aus nicht weiter zerlegbaren Einheiten, aus einzelnen graphischen Elementen, und die Zahl der Typen der Elemente ist in der Regel äusserst beschränkt. Muster dagegen sind häufig vielfarbig. Sie können sowohl aus Elementen wie aus (ihnen untergeordneten) Zusammensetzungen bestehen und enthalten häufig Elemente verschiedener Typen.

Zusammensetzungen, welche nicht unter die oben aufgeführten Kategorien fallen, werden als Andere solche bezeichnet.

Die Kategorien der Zusammensetzungen verhalten sich zum Teil hierarchisch, zum Teil parallel zueinander:

In der Regel wurde während der Klassifikation nur der hierarchisch jeweils höchste Aspekt zugeordnet, wobei aber Folgendes zu beachten ist:

Eine besondere Schwierigkeit für die Beurteilung von Zusammensetzungen entsteht durch ineinander gezeichnete Formen ohne gegenseitige Berührung, da häufig unklar ist, ob nur eine graphische Intention des Ineinanders oder aber eine graphische Intention einer weitergehenden übergeordneten Einheit vorliegt. Als Regel der Unterscheidung gilt, dass ineinander gezeichnete Formen, als Analogien erkannt, zu den Kombinationen gezählt werden. Alle anderen ineinander gezeichneten Formen werden nur dann als Zusammensetzungen beurteilt, wenn deutliche graphische Anzeichen für eine übergeordnete Einheit vorliegen, welche über die Anordnung Ineinander hinausreicht, wie dies beispielsweise in Strukturen oder Mustern der Fall sein kann. Da diese Regel aber kritisierbar ist, wurden während der Verschlagwortung drei Hilfsategorien beigefügt, welche einen solchen möglichen Zusammensetzungscharakter von ineinander gezeichneten Formen betreffen:

Während der Verschlagwortung stellte sich die Frage, wie geometrische Formen (Quasi-Oval, Quasi-Kreis, Quasi-Dreieck, Quasi-Vierecke, Quasi-Vielecke und Ähnliche), welche mittels einer oder mehrerer Linien gegliedert wurden – beispielsweise als Radius oder als Diagonale –, zuzuordnen sind. Um solche Erscheinungen mit zu dokumentieren, wurde eine entsprechende Hilfskategorie (geometrische Gliederung) gebildet. Für zukünftige Untersuchungen empfiehlt es sich, diesen Aspekt eigenständig zu beurteilen.

Während der Verschlagwortung ergaben sich häufiger Schwierigkeiten bei der Zuordnung von Bildern zur Kategorie der Mandalas. Um Vorformen oder Erscheinungen im Umfeld ausgeprägter konzentrischer Muster mit dokumentieren zu können, wurde erneut eine entsprechende Hilfskategorie gebildet.

Hinweise zur Vertiefung

  • Band 3, Teil 4