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Teil 2 - Fragestellung, Begrifflichkeit und Methode - Fragestellung und Begrifflichkeit

2-1-03: Kontext der Fragestellung

Es versteht sich von selbst, dass die frühe Entwicklung von Bildern bei Kindern zum gesamten Bereich der so genannten «Kinder- und Jugendzeichnung» gehört, als deren erster Teil. Ebenso offensichtlich ist ihre Einbettung in den Kontext der kindlichen Entwicklung als Ganzen, ihre Bedeutung für die Entwicklungspsychologie und zugleich ihre Einbettung in die frühe ästhetische Bildung.

Die frühe Entwicklung von Bildern bei Kindern, die Bildentwicklung in der Ontogenese, gehört aber gleichzeitig auch zur Bildwissenschaft und betrifft sowohl die grundsätzliche Frage des Genetischen von Bildern wie die Frage nach einem spezifisch visuellen Denken, welches sie manifestieren. (In diesem Zusammenhang sind kulturvergleichende Studien sowie Vergleiche von Onto- und Phylogenese von zusätzlichem und besonderem Interesse.)

Entsprechendes gilt für die Ästhetik und ihre Genese. Es lässt sich vermuten, dass der frühe ästhetische Ausdruck ganz allgemein geprägt ist von der Exploration des Formalen und dass sich eine wertende Empfindung des Erzeugten und Wahrgenommenen erst im Laufe einer bereits fortgeschrittenen Entwicklung einstellt.

Die frühe Entwicklung von Bildern bei Kindern stellt eine «Entstehung» – vorsichtiger ausgedrückt ein Erscheinen – und eine erste Entwicklung einer Art von Zeichen dar, ganz unabhängig davon, ob man alle Zeichnungen und Malereien immer schon als Bilder und alle Bilder immer schon als Zeichen auffasst oder aber nur Abbildungen als Bilder und nur bestimmte Aspekte von Abbildungen als Zeichen. Die frühe Entwicklung von Bildern gehört also auch in den Bereich der Zeichentheorie und betrifft erneut die Frage des Genetischen.

Gesetzt, man verwendet für das Bildhafte nicht nur Ausdrücke wie «Bild» und «Zeichen», sondern im Hinblick auf spezifisch visuelles Denken beziehungsweise visuelle Erkenntnis auch den Ausdruck «Sprache», so lässt sich die konkrete Fragestellung in ihrem Kontext wie folgt formulieren: Wie «entsteht», wie erscheint und entwickelt sich eine formale, bedeutende, ästhetische Äusserung als menschliches Zeichen, als Bild, als Sprache, als ästhetischer Ausdruck?

Hinweise zur Vertiefung

  • Band 1, Teil 1