openopen
vorhergehendes Kapitelvorhergehendes Kapitelvorhergehendes Kapitelvorhergehendes Kapitel
nachfolgendes Kapitelnachfolgendes Kapitelnachfolgendes Kapitelnachfolgendes Kapitel
closeclose
Teil 2 - Fragestellung, Begrifflichkeit und Methode - Methode

2-2-03: Kriterien für Längs- und Querschnittstudien

Längsschnittstudien

Der allgemeine Untersuchungsansatz von Längsschnittstudien ist darauf hin ausgerichtet, das frühe graphische Vokabular einer einzelnen Autorin oder eines einzelnen Autors, das heisst die einzelnen Bildmerkmale, ihre Verhältnisse untereinander sowie ihre zeitliche Abfolge zu beschreiben. Da nur Bilder einer einzelnen Autorin oder eines einzelnen Autors den Untersuchungsgegenstand bilden und da die Anzahl der Bilder (durch diesen Umstand) begrenzt, überschaubar und vollständig untersuchbar bleibt, eignen sich solche Sammlungen für die empirische Untersuchung eines konkreten frühen graphischen Vokabulars und zugleich des in ihm erscheinenden konkreten Entwicklungsverlaufs, unter der Voraussetzung, dass

Hingegen ist die Frage, ob die jeweiligen Befunde nur individuelle Eigenheiten oder aber allgemeine Regelmässigkeiten oder gar Gesetzmässigkeiten zum Ausdruck bringen, erst in Quervergleichen untersuchbar.

Längsschnittstudien müssen also bestimmten Kriterien entsprechen. Die Einschätzung der Verlässlichkeit von Informationen sowie der Qualität der Bilder wurde allerdings schon bei der Auswahl von Bildern und Sammlungen zur Reproduktion vorgenommen, und entsprechend wurden für geeignete Sammlungen alle Bilder reproduziert. Für die definitive Gliederung des Archivs in Sammlungen mit Eignung für Längs- oder Querschnittstudien wurden zusätzliche, im vorangehenden Kapitel bereits erwähnte Kriterien für die numerischen Aspekte festgelegt und zugleich die Längsschnittstudien in verschiedene Typen unterteilt (Typenbezeichnungen in Klammern):

Bereits beim Studium des Originalarchivs zeigte sich, dass mehrere Sammlungen nicht den ganzen untersuchten Altersbereich, sondern nur einen Teil davon dokumentieren, wobei für diesen Teil aber die oben genannten Kriterien für den ersten oder zweiten Typ erfüllt wurden. Wir setzten deshalb diesen beiden vollständigen Längsschnittstudien zwei auszugsweise Längsschnittstudien parallel, wenn sechs oder mehr fortlaufende Monate ohne Lücke die jeweiligen Kriterien erfüllten:

Querschnittstudien

Querschnittstudien sollen wie Längsschnittstudien sowohl das graphische Vokabular wie die in ihm erscheinenden Strukturbildungen und Entwicklungstendenzen einsehbar machen. Doch ist die Gewichtung der beiden Aspekte wie erwähnt eine unterschiedliche:

Längsschnittstudien sind hinsichtlich der Entwicklung «genauer» und «konkreter», Querschnittstudien hinsichtlich des möglichen graphischen Repertoires «umfassender» und «allgemeiner». Diese der Tendenz nach oppositionelle Rolle spiegelt sich auch in der Anlage der jeweiligen Untersuchung wider.

Für Querschnittstudien können alle Arten von Sammlungen mit einbezogen werden, wenn sie den grundsätzlichen Anforderungen genügen, wie sie für die Reproduktion gestellt wurden, und wenn sie nicht zu den Kontraststudien gezählt werden müssen. Spezielle Kriterien für die einzelnen Studien bestehen also keine. Allerdings ist zu beachten, dass einerseits viele Autorinnen oder Autoren in eine Querschnittstudie mit einbezogen werden müssen, andererseits aber aus pragmatischen Gründen die Zahl der Bilder beschränkt bleiben sollte. Daher können Sammlungen, welche sich nicht für Längsschnittstudien eignen, bei der Reproduktion der Originale reduziert werden im Sinne einer Auswahl sehr deutlicher und unter sich verschiedener Bilder (Verminderung der Redundanz). Viele Sammlungen, welche die Grundlage von Querschnittstudien bilden, stellen in dieser Weise eine reduzierte Auswahl der Originalsammlungen dar. Sie werden im Archiv mit «QST» bezeichnet.

Für eine Querschnittstudie müssen die Anzahl Bilder pro Monat, die Repräsentation verschiedener Autorinnen und Autoren pro Monat sowie die Konstanz beider Aspekte über die Zeit genügend hoch beziehungsweise konstant sein, um verlässliche Aussagen zu erlauben. Allgemeine numerische Referenzwerte dafür lassen sich allerdings kaum aufstellen. Die Einschätzung, ob die Interpretation des Auftretens eines Merkmals in einer Querschnittstudie verlässlich ist oder aber die Folge und damit ein Artefakt zu kleiner Zahl von mit einbezogenen Bildern oder Autorinnen beziehungsweise Autoren darstellen könnte, muss jeweils anhand der konkreten Auswertung vorgenommen werden.

Kontraststudien

Liegt für eine Sammlung eine schriftliche medizinische oder psychologische Diagnose vor, welche auf einen möglichen substanziellen Einfluss pathologischer Aspekte auf die Entwicklung in den ersten sechs Lebensjahren der Autorin oder des Autors verweist, so kann eine solche Sammlung als Grundlage für die Untersuchung von graphischen Erscheinungen dienen, welche in Kontrast zu «normalen» Erscheinungen stehen. Solche Studien werden deshalb als «Kontraststudien» bezeichnet und weder für Längs- noch für Querschnittstudien verwendet. Die wenigen in das Bildarchiv mit aufgenommenen Kontraststudien wurden nur der Gelegenheit halber mit einbezogen und nicht weiter untersucht. Sie werden aus diesem Grund auch nicht näher erläutert.

Begrifflichkeit

Die beiden Ausdrücke «Längsschnittstudie» und «Querschnittstudie» haben in dem vorliegenden Zusammenhang zwei Bedeutungen. Zum einen bezeichnen sie eine Art der Untersuchung, zum anderen den Stellenwert, welche eine einzelne Bildersammlung innerhalb des gesamten Bildarchivs einnimmt. 

Im Archiv selbst werden diejenigen Sammlungen als «LST» bezeichnet, welche den entsprechenden Kriterien genügen, bis zum Auftreten des «analogen Bildschemas» vollständig reproduziert wurden und sich in dieser Weise für die Untersuchung als Längsschnittstudien eignen. Nicht alle als «LST» bezeichneten Sammlungen wurden aber auch gemäss Merkmalkatalog für Längsschnittstudien konkret verschlagwortet. Umgekehrt wurden einige von ihnen aber ganz oder teilweise in die Verschlagwortung der Querschnittstudie mit einbezogen.

Alle anderen Sammlungen werden als «QST» (geeignet für Querschnittstudie) oder «KST» (geeignet für Kontraststudie) bezeichnet, unabhängig davon, ob sie konkret verschlagwortet wurden oder nicht. Die Bezeichnungen richten sich derart nach der Struktur und entsprechenden Eignung von Sammlungen für spezifische Untersuchungen, nicht aber nach konkret durchgeführten Untersuchungen.

Übersicht

Dokument D2-2-03-A.pdf der digitalen Version in Band 2 bietet einen Überblick über die Gliederung in Längs- und Querschnittstudien sowie Kontraststudien und führt die Einzelheiten der entsprechenden Kriterien auf.

Hinweise zur Vertiefung

  • Band 3, Teil 3